Frage: „Nicht glücklich, aber zufrieden…“

Frage: Binding auf unsicherem 21. Listenplatz  – RNZ vom 18.7.05

(hö) Der Heidelberger SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Binding, der seit 2002 auch die Bergstraße vertritt, wurde beim Landesparteitag der SPD auf den 21. Platz auf der Landesliste gewählt. Gegen seinen Gegenkandidaten Martin Körner aus Stuttgart konnte er sich mit 184 Stimmen durchsetzen. Binding zeigte sich mit seinem Platz im unteren Drittel der Liste „nicht ganz glücklich, aber zufrieden“. Bei den momentanen Hochrechnungen ist dieser Platz gefährdet, aber er ist besser als bei den letzten Wahlen“. Die RNZ wollte von ihm wissen warum er sich für Berlin und gegen eine Kandidatur als Heidelberger OB zu entscheiden.

Frage: Platz 21, hört sich ja bei den 27 momentanen SPD-Abgeordneten aus dem Land nicht nach einem besonders sicheren Listenplatz an. Sind Sie enttäuscht?

Ich habe mich über diesen Platz gefreut, weil er auch zum Ausdruck bringt, dass mir zugetraut wird, auch zum dritten Mal mehr Erststimmen zu erhalten als meine Kollegen aus Heidelberg. Und bisher habe ich viele Erststimmen auch von Wählern der anderen Parteien erhalten, weil ich meine Politik in besonders hohem Maße auf alle Bürger konzentriere. Die Wahlkreiskonferenz der SPD hat diese Politik vor einigen Wochen bei nur zwei Gegenstimmen und 147 Ja-Stimmen bestätigt.

Frage: Warum kommen Sie erst so weit „hinten“ zum Zuge?

1994 hatte ich den 37. Platz auf der Liste, 1998 sollte ich wieder Platz 37 einnehmen, bin dann aber ohne Listenplatz angetreten, 2002 hatte ich Platz 25 auf der Liste, aber das Direktmandat erobert. Diesmal bin ich auf Platz 21. Meine bisher beste Platzierung in der Partei. Die Bevölkerung hat mich dann stets auf einen Platz unter die ersten zehn des Landes gewählt – das ist für mich das Wichtige.

Frage: Im Jahr 1998 haben Sie sich nicht auf der Landesliste absichern lassen wollen. Wieso jetzt auf einmal?

Damals war einigen in der Landespartei, die Einfluss auf ,die Liste hatten, nicht bewusst, wie wichtig es ist, sich in meiner Weise auf die Unmittelbarkeit zwischen Politiker und Bürger einzustellen. Ich versuche immer klar zu machen, dass ein Fernsehauftritt konkrete Politik nicht ersetzt. Der damalige Landesvorsitzende Maurer, der in den neunziger Jahren stets gegen mich opponiert hat, hatte damals einen besseren Listenplatz verhindert.

Frage: Am 20. Mai, erklärten Sie, dass Sie nicht als Heidelberger OB kandidieren wollen, sondern Bundestagsabgeordneter bleiben wollen. Zwei Tage später, nach der verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen, strebte Bundeskanzler Schröder Neuwahlen an. Bereuen Sie nicht Ihren Entschluss?

Die SPD wird einen exzellenten Kandidatenvorschlag für den OB machen. Alles zu seiner Zeit. Meine Entscheidung in dieser Frage ist nicht daran orientiert, was ich persönlich möchte. Ich halte es für wichtig, dass sozialdemokratische Politik sowohl im Bund für unsere Region als auch in der Stadt wirksam ist.

Ein Interview von Micha Hörnle