Lothar Binding mit der Kinobetreiberin aus dem Gloria, Inge Maurer- Klesel

Von Reinhard Lask – RNZ vom 27.10. 2006 – Trotz der SPD Wahlniederlage bei der Oberbürgermeisterwahl wirkte Lothar Binding am Montagabend entspannt. Womöglich wegen des gemütlichen Kino Abends im Gloria, zu dem der Bundestagsabgeordnete geladen hatte. Passend zu seinem Bundestags Engagement für ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen präsentierte er die bissige Satire „Thank you for Smoking“.

Zur Handlung: Nick Naylor ist US Tabaklobbyist. Seine Aufgabe: Die Öffentlichkeit zur überzeugen, dass Rauchen „cool“ und „sexy“ ist. Naylor hat keine Ausbildung oder Uni Abschluss, aber er kann „argumentieren“. In einer Talkshow sind er, ein Gesundheitspolitiker und ein schwer krebskranker junger Raucher zu Gast. Naylor schlägt pure Verachtung entgegen. Doch er schafft es mit seinen „Argumenten“ die Stimmung zu drehen. „Die Tabakindustrie will, dass der Junge weiterlebt“, meint er. Schließlich sei dieser ein guter Kunde und in Wahrheit wollten die Gesundheitsapostel seinen Tod, damit sie mehr Geld und Aufmerksamkeit für ihre Programme bekommen. Das letzte Bild vor der Werbeunterbrechung: Naylor und der Junge schütteln Hände und lächeln in die Kamera. Die Gesundheitsexperten kommen nicht mehr zu Wort. „Solche Szenen sind überspitzt, aber treffen den Kern der Sache“, findet Binding. „Auch die deutschen Tabak Lobbyisten benutzen solche Strategien.“ So würde seine Initiative, das Rauchen in Kneipen oder Restaurants zu verbieten, gerne als Anti-Raucher Gesetz tituliert, was gleich viel negativer klingt. „Sofort dreht sich dann alles um die Einschränkung persönlicher Freiheit.“ Viele Parlamentarier ließen sich so vom Kern der Initiative ablenken, nämlich dass es darum geht, Nichtraucher vor den wissenschaftlich bewiesenen Gefahren des Passivrauchen zu schützen. Wie weit der Arm der Lobbyisten reicht, erlebte Binding kürzlich in einer Gruppensitzung. Dort tauchte ein Ausdruck auf, der sich als exakte Kopie eines Papiers der Zigarettenlobby entpuppte. Inhalt: Ein ausgearbeiteter Kompromissvorschlag mit etlichen Ausnahmeregelungen für Raucher. Ein anderes fadenscheiniges Papier gegen das Rauchverbot, war ein offener Brief aus dem kulturschaffenden Gewerbe. Das Rauchverbot in Theatern sei ein Eingriff in die künstlerische Freiheit, da dann keine Stücke mehr mit rauchenden Schauspielern aufgeführt werden könnten. Auch der im Film vorkommende Satz „Wenn ein Flugzeug abstürzt, verklagen sie ja auch nicht den Flugzeughersteller!“, ist Binding aus seiner Arbeit bekannt. „Jährlich sterben weltweit 3000 Menschen durch Passivrauchen. Wenn solche rationalen Argumente bei meinen Kollegen im Bundestag nicht mehr durchdringen, dann weiß ich, dass der Lobbyismus stark ist“, resümiert Binding, der im Wahlkreis Heidelberg/Weinheim antritt.