Vier Wochen im September: Zeit für Einblicke in das politische Berlin, in Partei und Fraktion, in Büroalltag und Plenarkultur. Vier Wochen, so lange ging mein Praktikum im Berliner Büro von Lothar Binding und so lange durfte ich jeden Tag spannende, neue Erfahrungen machen. Hat sich’s gelohnt?

Das Timing hat jedenfalls gestimmt. Anfang des Monats war noch niemandem bewusst, dass der September 2018 einer der aufregendsten Monate des Jahres werden würde. Ende August waren die Ereignisse in Chemnitz gerade hochgekocht, in den folgenden Wochen entwickelte sich daraus eine veritable Regierungskrise. Der lange Weg bis zum Abtritt von Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen brachte auch die SPD in unruhiges Fahrwasser. Noch schlimmer drunter und drüber ging es bei der Union: Abseits vom CDU/CSU-Dauerstreit wurde überraschend Ralph Brinkhaus zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Zum Glück wurde andernorts wirklich Politik gemacht: Die SPD brachte im Kabinett ein Gute-Kita-Gesetz auf den Weg, einen Rekordhaushalt ohne Schulden ins Parlament und konkrete Ideen für mehr bezahlbaren Wohnraum in die Debatte.

Deutlich wurde mir aber schnell: Die Arbeit im Deutschen Bundestag ist mehr als das, was abends in der Tagesschau ankommt. Der Arbeitstag im Abgeordnetenbüro (lang), die Spanne an Aufgaben (vielfältig), die Themenauswahl (querbeet) ließen bei mir keine Langeweile aufkommen. Im Gegenteil. Die Beantwortung von Bürgeranfragen gab mir Gelegenheit, mich in unterschiedliche Politikbereiche einzuarbeiten, allen voran Sicherheits- und Verteidigungspolitik, Wirtschaft und Finanzen. Daneben galt es, Social Media und die Homepage zu füttern, den Draht ins Heidelberger Büro zu halten und, wo Not am Mann oder an der Frau war, auszuhelfen. So nah an aktuellen Themen zu arbeiten und dabei im Kontakt mit der Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort zu sein, machte mir großen Spaß. Ein top motiviertes Team, das mir vom ersten Tag an selbstständiges Arbeiten ermöglichte, tat da sein Übriges. Und nicht zuletzt ein Abgeordneter, der sich immer wieder neu offen und herzlich zeigte und zum Mitmachen motivierte. Danke Lothar und Team für vier einmalige Wochen in Berlin!