Aus der Nähe mit Peter Tschentscher – Erster Bürgermeister Hamburg
Mehr als ein Jahr ist Dr. Peter Tschentscher jetzt Hamburgs Erster Bürgermeister. Dabei hatte der ehemalige Finanzsenator mit Bremer Wurzeln dieses Amt eigentlich nicht gewollt. Als Olaf Scholz Bundesfinanzminister wurde, hat Hamburg aber einen Nachfolger gesucht. Die Wahl fiel auf Tschentscher, der als Finanzsenator gute Arbeit geleistet hatte. 16 Monate danach hat ihn Lothar Binding nach Heidelberg eingeladen.
Vieles in der Politik sei eine Frage der Erfahrung. Bestimmte Konstellationen habe er in anderen Ämtern schon oft erlebt, beginnt Tschentscher. „Politik muss immer zu vernünftigen Entscheidungen führen. Wir sollten uns nicht vor Kritik fürchten, sondern vor Fehlentscheidungen“, betont er. Aufregung lege sich wieder, aber falsche Entscheidungen machten sich früher oder später wieder bemerkbar.
Die Aktivitäten von Greta Thunberg findet er großartig, wenn es um die Zukunft und für den Klimaschutz ginge. „Ich habe als Schüler auch während des Unterrichts an Demos gegen die Stationierung von Pershing 2- und SS20-Raketen teilgenommen“. Hamburg täte was für die Energiewende und den Klimaschutz. Zum Beispiel führen alle Hamburger U-und S-Bahnen zu 100 Prozent mit Ökostrom.
Tschentscher spricht über die SPD, aber auch über sein rot-grünes Bündnis in der Stadt. „Wir sind eine Hamburg-Partei, die unsere Stadt auf den richtigen Kurs und voranbringen will“, betont er. Mit dem Bau von Wohnungen, Kitas und Schulen will er anfangen. Mit der Verbesserungen des ÖPNV, der Wissenschaft und einer starken Wirtschaft soll Hamburg erfolgreich sein.
Nach Meinung Tschentschers muss der Kohleausstieg deutlich schneller gehen: „Wir haben wenig Zeit und müssen vorankommen.“ Er verwies auf den Bewusstseinswandel in der Öffentlichkeit: Wenn Deutschland die vereinbarten Klimaziele nicht erreiche, schlage die öffentliche Meinung um und es werde ein großer Druck entstehen, CO2-Emissionen mit höheren Kosten zu belegen. „Ein Unternehmen mit schlechter CO2-Bilanz hätte dann wirtschaftliche Nachteile“, so der erste Bürgermeister. Alle Firmen seien daher gut beraten, sich auf die Entwicklung einzustellen und technische Innovationen anzustoßen.
Die norddeutschen Länder wollen dabei die Herstellung „grünen Wasserstoffs“ aus Windenergie, mit dem die Klimaziele erreicht werden könnten, fördern. Windstrom könne in Wasserstoff gespeichert und später für Busse genutzt werden, nannte er als Beispiel. Hamburg stehe bereit, Vorreiter für den Ausbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft zu sein, betont Tschentscher. Die Voraussetzungen seien günstig, viel Wind, industrielle Abnehmer und Produktionsmöglichkeiten seien im Norden reichlich vorhanden.