dicarlo1Binding: Mehr Offenheit und Toleranz

Heidelberg / Das Karlstorkino in Heidelberg war gut besucht, denn der SPD Bundestagsabgeordnete Lothar Binding hatte zum politischen Kinoabend eingeladen. Auf dem Programm, Produktionen des Mannheimer Migrantenvereins „Die Unmündigen“ mit ihrem Regisseur Mario di Carlo. 1970 in Mannheim als Sohn italienischer Einwanderer geboren studierte er Politische Wissenschaft, Italianistik, und Medien- und Kommunikationswissenschaft. Er ist seit 2001 als freier Regisseur tätig. Sein Abschlussfilm „Catenaccio in Mannheim“ lief auf diversen internationalen Filmfestivals, darunter in Mannheim-Heidelberg 2002. Der Film schildert die Lebenssituation italienischer Auswanderer in Deutschland. Das kollektive Gedächtnis der Migranten wird als Auseinandersetzung zwischen den zwei Welten Italien und Deutschland thematisiert: Was wissen die Kinder der ehemaligen italienischen „Gastarbeiter“ von der Einwanderung ihrer Eltern?

Der zweite Film des Abends, „Deutschland – wäre meine richtige Heimat“ ist eine Produktion, die in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie Baden entstand. Der Film porträtiert drei Aussiedlerjugendliche und Jugendliche türkischer Herkunft, die nicht nur ihre persönlichen Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung schildern, sondern auch ihr ambivalentes Verhältnis zum „Heimatland“ Deutschland beschreiben.

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v.l.n.r. Lothar Binding, Mario di Carlo, Norbert Ahlers, Karlstorkino, Hüseyin Ertunc, Vereinsvorsitzender der Ünmüdigen

„Wir leben in einer multikulturellen Demokratie. Das betrifft nicht nur kulturelle Unterschiede zwischen Migranten und Einheimischen sondern auch unterschiedliche Lebensformen innerhalb der Mehrheitsgesellschaft. Differenz und Vielfältigkeit als Chance für eine lebendige Gesellschaft begreifen und aktiv zu gestalten, das ist die politische Herausforderung des 21 Jahrhunderts“ so Lothar Binding in der anschließenden lebhaften Diskussion. „Wir betreiben keine Herkunftspolitik. Unsere Heimat ist dort, wo unser Lebensmittelpunkt ist – hier in Deutschland“, so Mario di Carlo als Mitglied des Unmündigen e.V.. Deutsche seien nicht nur die, die von Deutschen abstammen, auch Menschen, die hier geboren sind und seit Jahrzehnten hier leben, seien „politisch Deutsche“ und sollten durch aktive Integrationspolitik zu mehr Chancengleichheit finden, forderte der Regisseur. Binding verwies darauf, dass die Gesellschaft zu
einem breiten gesellschaftlichen Konsens bereit sein müsse.

dicarlo3Das es nicht reiche von den hier lebenden Minderheiten Akzeptanz des demokratischen und sozialen Wertesystems zu erwarten, sondern dass alle zu „mehr Offenheit und Toleranz bereit sein müssten“. „Die Diskussionen nach den Filmen waren angeregt und fruchtbar, es wurden viele wichtige Aspekte diskutiert“, freute sich der Filmemacher.
Und die Besucher? Die waren begeistert von der Veranstaltung. „Ein Politiker so zum Greifen nah, so geduldig in der Diskussion, das erlebt man selten“, sagte eine Zuschauerin. „Der nächste Schritt wird sein, den Gedanken des Multikulturellen als eine Querschnittsaufgabe in allen gesellschaftlichen Bereiche aufzunehmen. Das gilt auch für eine politische Kinoveranstaltung – und deshalb sind wir hier“ so der SPD Abgeordnete zum Abschluss.

NT