Foto: Dr. Martina Pötschke-Langer, Prof. Dr. Otmar D. Wiestler (Vorstandsvorsitzender des DKFZ), Lothar Binding MdB im DKFZ Heidelberg

Foto: Dr. Martina Pötschke-Langer, Prof. Dr. Otmar D. Wiestler (Vorstandsvorsitzender des DKFZ), Lothar Binding MdB im DKFZ Heidelberg

Jeden Tag gehen in Deutschland 386 Millionen Zigaretten in Rauch auf. Die meisten Zigaretten werden in Innenräumen geraucht. In Italien, USA und Frankreich darf man deshalb in öffentlichen Räumen nicht mehr rauchen. Und die Raucher halten sich daran: Rauchverbote in Bars, Speiselokalen und sogar Fußballstadien. Jetzt soll diese Bestimmung auch für Deutschland gelten.

Der SPD Bundestagsabgeordnete Lothar Binding aus Heidelberg hat einen Gruppenantrag für den Bundestag vorbereitet, wonach in Deutschland in öffentlichen Räumen – inklusive Bus und Bahnen – das Rauchen verboten werden soll.

Der Rauch jeder einzelnen Zigarette enthält mehr als 4800 Chemikalien, darunter zahlreiche toxische und krebserregende Stoffe. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg hat herausgefunden, dass sich die Schadstoffpartikel von Tabakrauch überall in Räumen festsetzen. Martina Pötschke-Langer vom DKFZ: „Die schadstoffbeladenen Partikel des Tabakrauches lagern sich an Wänden, auf dem Boden, in Teppichen, auf Möbeln, Akten und Büchern ab. Von hier werden die Schadstoffe kontinuierlich wieder in die Raumluft abgegeben. Innenräume, in denen Rauchen erlaubt ist, sind somit eine fortwährende Expositionsquelle für die im Tabakrauch enthaltenen Schadstoffe, selbst wenn dort aktuell nicht geraucht wird und selbst wenn gelüftet wurde und scheinbar kein riechbarer Zigarettenrauch bemerkt wird“.

Rauchen in öffentlichen Gebäuden, am Arbeitsplatz, in Restaurants und Kneipen stelle demnach eine von Mitarbeitern und Besuchern sowie Gästen nicht hinnehmbare Gefahrenquelle für die Gesundheit dar, so Binding. Die Schaffung rauchfreier Arbeitsplätze, rauchfreier öffentlicher Einrichtungen wie beispielsweise Schulen, Krankenhäuser, Gastronomie und Kinos sowie rauchfreie öffentliche Verkehrsmittel und Privathaushalte, führten nicht nur zu einer Verhinderung von Passivrauchbelastung, sondern auch zur Verringerung der Raucherquote und des Prokopf-Konsums von Tabakprodukten.

„Für mich gab eine wissenschaftliche Studie des DKFZ den Anlass, initiativ zu werden. Natürlich wird der entsprechende Antrag mit den SPD Gesundheitspolitikern insbesondere mit Dr. Carola Reimann abgestimmt. Der Antrag ist als Gruppenantrag aller Fraktionen geplant. Mir geht es dabei nicht darum, Rauchen zu verbieten, mir geht es darum, Menschen vor dem Passivrauchen zu schützen.“, so Binding.

In Deutschland besteht gemäß der im Jahr 2001 novellierten Arbeitsstättenverordnung grundsätzlich ein wirksamer Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz. Dennoch gibt es eine Einschränkung der Verordnung, nach der Arbeitgeber die Schutzmaßnahmen in Arbeitsstätten mit Publikumsverkehr nur in soweit treffen müssen, „als es die Natur des Betriebs und die Art der Beschäftigung“ zulassen. Dies betrifft insbesondere den öffentlichen Straßen-, Schienen-, Wasser- und Luftverkehr sowie öffentliche Einrichtungen und die Gastronomie.

Bindings Initiative wird bereits von mehr als 50 Abgeordneten unterstützt. „Eine Mehrheit für ein solches Gesetz sei durchaus möglich“, so der SPD Abgeordnete. Außerdem gebe es auch Zustimmung von Fraktionsmitgliedern anderer Parteien.

NT