307b4ab329Kinderförderungsgesetz soll Gesellschaft verändern – Podiumsdiskussion zum Thema Bildung und Chancengleichheit

Von Brigitte Sommer – RNZ 30.9.2008

Sm. Ebenso wie bei seiner erneuten Nominierung zum SPD Bundestagskandidaten am Wochenende begrüßte Lothar Binding in einer Podiumsdiskussion in der Stadtbücherei die gestiegenen und steigenden Ausgaben für den Ausbau von Krippenplätzen. Denn, und da war er sich einig mit den anderen Podiumsteilnehmern – MdB Christel Humme, Bildungsexpertin der SPD, Susanne Meyer, von päd-aktiv, Dr. Anke Schuster, Heidelberger SPD Fraktionsvorsitzende und Prof. Michael Bantel vom Heidelberger Gesamtelternbeirat –, ein Schlüssel zu besserer und gleicher Bildungschance liege in der frühen individuellen Förderung von Kindern.

Am selben Tag hatte der Bundestag grünes Licht für mehr Betreuungsplätze gegeben, bis zum Jahr 2013 soll es 750 000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geben. „Dieses Kinderförderungsgesetz wird unsere Gesellschaft wesentlich verändern“, so die Bildungsexpertin Christel Humme. Deutlich wurde, dass das Bildungssystem in Deutschland noch immer deutliche Mängel aufweist.

In keinem anderen Land bestimmt die soziale Herkunft eines Kindes so stark über seine Bildungschancen. Mit einem höheren sozioökonomischen Status gehen bis zu dreimal geringere Hauptschul und bis zu fünfmal höhere Gymnasialbesuchsquoten einher. Internationale Schulleistungsstudien zeigen, dass die Kopplung zwischen sozialem Status der Herkunftsfamilie und erworbenen Kompetenzen in Deutschland nach wie vor stärker ausgeprägt ist als in anderen Staaten. Kinder aus Akademikerfamilien nehmen bei gleichen Abiturnoten häufiger ein Studium auf als Kinder aus nichtakademischen Elternhäusern. „Es kommt leider immer noch darauf an, welchen Geldbeutel die Eltern haben“, ist Hummes Bilanz. Und die, dass das strenge dreigliedrige Schulsystem die Chancengerechtigkeit dämpfe. „Nicht aussortieren“, sondern länger gemeinsam lernen, sei die Devise, ebenso wie die Frühförderung von Kindern, für die der Bund jetzt vier Milliarden Euro bereitstellt, die an die Länder gehen. „Schaut, was das Land damit macht“, appellierte sie an die Kommunalpolitikerin Anke Schuster, die betonte, dass Heidelberg dank städtischer und privater Initiativen immerhin Modellstadt für frühkindliche Bildung sei. Ein Problem sei jedoch immer noch die schulische Integration von Migranten. Die Sprache sei dabei das Hauptproblem, das man nur durch„Integration so früh wie möglich“ in den Griff bekommen könnte, ergänzte Michael Bantel, der auch betonte, dass allein das Sprachproblem Kindern mit Migrationshintergrund behindere, „nicht eine mangelnde Intelligenz“. Deshalb begrüße er, dass Heidelberg rund 3,5 Millionen in die frühkindliche Bildung stecke. Als lobenswert zeigte sich die Arbeit von päd_aktiv, die Susanne Meyer vorstellte. Betreuung von Schulkindern im Rahmen der Verlässlichen Grundschule, Ganztagsbetreuung und Ferienbetreuung an Grundschulen sowie Schulsozialarbeit und Angebote an der Ganztagsschule Emmertsgrund sowie an der IGH Primarstufe sind hier die Schlagworte.

In der lebendigen Diskussion mit den rund 60 Zuhörern kam auch die Frage nach Sinn oder Unsinn des Föderalismus auf. „16 verschiedene Bildungskonzepte machen einen ja irre“, so Christel Humme, die sich gewünscht hätte, von Berlin aus „mehr Einfluss auf die Landesebene nehmen zu können.“ Deshalb sei das Ziel, so Binding zum Abschluss, „gemeinsame Bildungsstandards zu entwickeln“, um damit bundesweit die Bildungschancen der Kinder zu erhöhen.

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