Beim Besuch der SPD-Politikprominenz sagte das Heidelberger Technische Hilfswerk, was es alles leistet.
THW- Ortsbeauftragter Jörg Mergenthaler (2.v.r.) zeigte der für das THW zuständigen Staatssekretärin Ute Vogt, Hans-Jürgen Moos (l.) und Lothar Binding (r.), was die Heidelberger Katastrophenhelfer alles drauf haben. Foto: Theo
Von Micha Hörnle – RNZ vom 24.5.2005
Das Heidelberger Technische Hilfswerk (THW) plagen etliche Sorgen, denn der mittlerweile 30-jährige Bau hat schon bessere Zeiten gesehen. Und die Jugend hätte gern einen eigenen Raum – ein kleines und doch recht deutliches Beispiel dafür, wie schwer es das ehrenamtliche Engagement in Zeiten der Haushaltskrise hat.
Eigentlich gingen die Nöte des THW fast unter, als sich am Freitagmittag SPD-Bundestagsabgeordneter Lothar Binding, SPD-Landeschefin und Staatssekretärin Ute Vogt und SPD-Landesvize Hans-Jürgen Moss auf dem Gelände des THW im Wieblinger Taubenfeld trafen, um sich die Sorgen der Katastrophenhelfer anzuhören. Denn die Medienmeute war nicht deswegen gekommen. Alle warteten gespannt darauf, ob Lothar Binding nun OB-Kandidat seiner Partei werden wollte oder nicht. Nun, da er es nicht wurde – was er im Anschluss an eineinhalb Stunden Vortrag und Rundgang bekannt gab -, blieben die Ausführungen der THWler ungedruckt und ungesendet in den Notizblöcken. Und das ist eigentlich ungerecht.
Denn eigentlich waren die drei Politiker zu einem anderen Zweck nach Wieblingen gekommen: „Der informelle Besuch dient dazu, mehr über den gesetzlichen Auftrag, das Selbstverständnis, die Rolle als humanitärer Botschafter im Ausland und eine der größten Modernisierungsoffensiven des THW seit seiner Gründung in Heidelberg zu erfahren“ – so stand es in der Presseeinladung. Und dabei erfuhren sie eine Menge: Das Heidelberger THW – zwei Jahre nach der bundesweiten Gründung 1950 auf lokaler Ebene ins Leben gerufen – hat eine Menge zu tun und bereits geleistet: So schufteten die 165 Helfer – dazu kommen noch 30 sehr aktive Jugendliche – im letzten Jahr ordentliche 24276 Stunden, macht pro Helfer 181 Stunden. Dabei waren es nicht immer spektakuläre Einsätze, die das rundum positive Bild der blauen Helfer prägen. Auch wenn die großen Einsätze bei den Flutkatastrophen in Ostdeutschland, Frankreich und Moldawien immer noch vielen Mitbürgern präsent sind, leisteten die Heidelberger THWler viel abseits der Schlagzeilen. Mal werden in Neuenheim einige Balken zusammengezimmert, um Passanten vor der abbröckelnden Hausfassade zu schützen, mal beleuchtet man die Polizeikontrollen, da die Beamten kein eigenes Flutlicht mehr haben.
Die Politpromis hörten sich alles bewundernd an, doch dann wies auch THW-Ortsbeauftragter Jörg Mergenthaler auf das hin, was die Helfer am meisten beschäftigt: Das sind so „kleine Dinge“ wie der generell wenig ersprießliche Zustand des 30 Jahre alten Gebäudes: Da fehlt der dringend benötigte Jugendraum, auch die Inneneinrichtung ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Mehr Kopfzerbrechen machen aber die ziemlich verschlissenen Tore der Fahrzeughalle nebst der nicht mehr allzu aktuellen Fahrzeuge.
Zum Glück wird aber viel von den Helfern selbst und dem Förderverein aufgefangen: So kümmern sich die THWler auch ganz privat um die Bergungshunde Haska, Ondra, Aura, Finesse und Kurt. Und die Gönner vom Förderverein helfen dann aus, wenn der Bund (als „Dienstherr“ des THW) kein Geld mehr übrig hat: So finanzierte man vom Mannschaftstransporter über den Overheadprojektor bis hin zur Vollkaskoversicherung des Busses allerhand mit. Ute Vogt, die im Innenministerium für THW-Belange zuständig ist, notierte sich manches auf, auch die Alltagssorgen der Helfer: Sie verzichten schon seit Langem auf Fahrgeld, schlagen sich mit immer knapper werdenden Mitteln des Bundes herum – letztes Ärgernis war da eine empfindliche Kürzung, die sich „Globale Minderausgabe“ nennt.
Zudem plagt sie die Sorge, ob das THW im Zuge der Föderalismusreform nicht den Ländern zugeteilt werden könnte. Wenigstens da konnte Vogt die Ängste etwas nehmen: „Schily gibt das THW nie im Leben her.“ Das klang deutlich und beruhigend.