Unter dem Motto „Ganztagesbetreuung – vom Krippenplatz bis zur Ganztagesschule“ stellten der Heidelberger Bundestagsabgeordnete Lothar Binding und die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Nicolette Kressl die Initiative für mehr Bildung und Betreuung vor.
Für eine gelungene Einstimmung sorgte Max Fischers „trio musicale“. Langfristige Visionen auch kurzfristig mehrheitsfähig zu machen beschrieb der Heidelberger Bundestagsabgeordnete Lothar Binding in seiner Begrüßung. Trotz der schwierigen Finanzlage habe man 4 Mrd. Euro mobilisiert, um in die Zukunft zu investieren, betonte Binding. Schulleiter, Elternvertreter und viele weitere interessierte Gäste und Vertreter aus der Politik waren der Einladung der SPD-Bundestagsfraktion nach Buchen in den Joseph-Martin-Kraus-Saal gefolgt. Dass die Bildungspolitik der SPD besonders am Herzen liege, dokumentierte Vorsitzender Reinhold Goisser in seinem Grußwort, indem er die zahlreichen Initiativen der SPD in Buchen präsentierte.
„Wir bedanken uns für die Unterstützung der SPD-Bundestagsfraktion für die Gelder zum Ausbau zu Ganztagesschulen“, so der SPD Kreisvorsitzende Jürgen Graner. Konkret würden das Burghardt-Gymnasium Buchen und Haupt- und Werkrealschule Osterburken vom Investitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung profitieren. Insgesamt fließen werden über 2 Millionen Euro aus Berlin in den Kreis. Ganztagesangebote genießen im Neckar-Odenwald beispielsweise mit Osterburken eine große Tradition. Bildungspolitik sei kein „weiches“ Thema sondern vielmehr gehe es auch darum in der Region eine optimale Infrastruktur zu gewährleisten, um als Ansiedlungsstandort attraktiv zu sein.
Anhand von Daten und Fakten über die zukünftigen Anforderungen an den Arbeitsmarkt belegte die stellvertretende Vorsitzende der SPD- Bundestagsfraktion Nicolette Kressl, dass Bildung kein gesellschaftliches Sahnehäubchen sei, sondern viel mehr Voraussetzung für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Landes. Bildung sei aber auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, denn Begabungen von Kindern entwickeln müssen in der Frühphase von Kindern erkannt werden, damit keine Fehlentscheidungen getroffen werden, die sich auf das ganze Leben auswirken. Die aktuellen Studien PISA und IGLU zeigen deutlich, dass es Kinder aus nichtakademischen Elternhäusern auch und gerade in Baden-Württemberg sehr viel schwerer haben. Zukünftig müssten die Begabungspotenziale durch gezielte Förderung im frühkindlichen Alter mobilisiert werden.
Im Gegensatz zu anderen Ländern erschwere der bundesdeutsche Föderalismus eine umfassende Betreuungs- Bildungs- und Erziehungspolitik aus einem Guss. Nur durch eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern konnte das Investitionsprogramm „Zukunft, Bildung und Betreuung“ auf den Weg gebracht werden. Nach anfänglicher Blockade habe auch die baden-württembergische Kultusministerin eingelenkt und den Vertrag unterschrieben.
Durch die Fördermittel können vor allem sachliche Investitionen wie z. B. Erweiterungen, Küchen und Bibliotheken gefördert werden. In der anschließenden Diskussionsrunde unter Moderation von Reinhardt Löhlein und Gabriele Gramlich wurde die schwierige Situation vor Ort im Bereich der Betreuung thematisiert. „Wir haben den Stein ins Wasser geworfen“, so Kressl, nun gehe es darum, Betreuung vor Ort mit Leben zu füllen. Als negativ erweise sich allerdings, dass Frau Schavan nicht bereit ist, zusätzliche Lehrerwochenstunden zur Verfügung zu stellen. Deshalb haben die SPD-Parlamentarier Verständnis für den Unmut vor Ort. Als Positivbeispiel für eine flächendeckende Umsetzung von Betreuungsangeboten in Kooperation der Akteure vor Ort nannte Kressl Rheinland Pfalz. „Wir haben den Rahmen vorgegeben, Sie müssen vor Ort Druck machen, damit sich was bewegt“, motivierte Kressl die Diskutanten und lokalen Bildungsexperten.
Dies sah auch MdB Lothar Binding so, der aus seinen Erfahrungen der Umsetzung in Heidelberg berichtete. Vor Ort entstünden geniale Konzepte und eine neue Dynamik. Bis 2010 können die Kommunen förderungsfähige Konzepte vorlegen, weil sich der Bund auch hier engagiert. Dass es in Baden-Württemberg und im Neckar-Odenwald ein Defizit gebe, würden die Daten des Statistischen Landesamtes zeigen: Während im Bundesdurchschnitt auf 1000 Kinder im Alter unter 3 Jahren 77 Ganztagesplätze kommen, sind es in Baden-Württemberg nur 13.
Dass es aber andererseits immer noch Vorbehalte seitens Teile der Elternschaft beim Ausbau von Betreuungsangeboten gebe, zeigte sich auch in der Diskussion. Die Angst, dass der Staat Kindererziehung übernehme, sei unbegründet. Schon vor mehr als 35 Jahren als das Ganztagesgymnasium in Osterburken als Modellschule gegründet wurde, seien diese Vorurteile vorgetragen worden, so die ehemalige GTO-Schülerin und Kreisrätin Kolesinski-Jelinek, die über die rundum positiven Erfahrungen berichtete. Ohne das Programm der Bundesregierung wäre zudem die Haupt- und Werkrealschule in Osterburken wohl nicht mit einem Ganztagesangebot ausgestattet worden.
Von der Theorie in die Praxis leitete dann Stadtrat Volker Schwender über, der mit seinen TurboStreetBreakers bewiesen, hat, wie Integration und Betreuung in der Realität aussehen kann. Mit ihren waghalsigen Tanz- und Showeinlagen begeisterten die fünf Jungs nicht nur das Publikum, sondern auch die beiden Abgeordneten.