Foto: Ralph Urbach

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SPD-Ortsvereinsvorsitzender Mathias Kohler begrüßte die zahlreichen Anwesenden im Volkshaus Neckarau sehr herzlich zur Diskussion über Turbokapitalismus und Staatsfinanzen. Stefan Rebmann und der Ortsverein Neckarau hatten den Finanzexperte Lothar Binding, MdB, zur Gesprächsrunde rund um die Finanzkrise eingeladen.

Um zu klären, wie politisch auf die Krise zu reagieren sei, müsse man die Ursachen der Krise verstehen, erklärte der Finanzexperte Binding. In einem sehr kurzweiligen und anschaulichen Vortrag identifizierte er als eine Hauptursache die so genannten „toxischen“ Produkte – d.h. Produkte, in denen Kreditverträge und Kreditversicherungsverträge in einem Produkt derartig zusammengefasst und „verbrieft“ seien, dass niemand mehr den eigentlichen Wert des Produktes erkennen konnte. In Deutschland würden solche Produkte von der BaFin beaufsichtigt, BASEL II, eine der wichtigsten  Sicherheitsregeln werde im Ausland nicht überall angewandt. „Der Bankkunde verlässt sich hierzulande auf gute Beratung und darauf, dass er ein deutsches Produkt bekommt, was aber oft gar nicht der Fall ist“, beschreibt Binding das Problem für den deutschen Verbraucher.

„Wir müssen daher dem Kunden aufschreiben, welches Produkt ihm angeboten wird. Wir brauchen stärkere Regulierung“, benennt Binding die notwendige politische Reaktion. Des Weiteren forderte er ein gänzliches Verbot bestimmter Produkte – international müsse abgestimmt werden: die Verbesserung des Risikomanagements in Banken, eine verstärkte Besicherung, die Umstrukturierung von Managergehältern und bis zu einem bestimmten Prozentsatz den Verbleib von Risiken im eigenen Haus, also der Bank. Leider, so Binding mit Blick auf die Arbeit in der Großen Koalition, sehe Bundeskanzlerin Angela Merkel die Finanzkrise offenbar nur als eine Art „Betriebsunfall“, um nach der Krise weitermachen zu können wie bisher.

Viele Anmerkungen und Rückfragen der Anwesenden zögerten das geplante Ende der Veranstaltung lange hinaus, so dass Lothar Binding über die Diskussion um ein Haar seinen Zug zurück nach Berlin verpasste. Angesichts des lebhaften Interesses versprach er aber wiederzukommen und Stefan Rebmann und Mathias Kohler dankten dem Finanzexperten sehr herzlich.