Wenn man in diesen Tagen in die Nachrichten schaut, gibt es ein beherrschendes Thema: die Corona Pandemie. Nachdem Deutschland von Mitte März bis Anfang Juni im „Lockdown“ war konnte ich noch vor der Sommerpause des Bundestags ein Praktikum bei Lothar im Abgeordnetenbüro machen. Dies bedeutet aber auch, dass sich ein Teil der Büromitarbeitenden und Abgeordneten noch im Home Office befanden. Die meisten Sitzungen fanden über Gruppenkonferenzen in Videoschalten statt. Sicherlich hätte ich in „normalen Zeiten“ mehr vom politischen Betrieb gesehen, aber ich bin einfach froh, dass ich mein Praktikum überhaupt antreten durfte.

Noch bin Geographie Student in Heidelberg, aber Politik hat mich schon immer interessiert. Nachdem ich Lothar bei den „Tagen der Begegnung“ 2018  kennen gelernt hatte, wollte ich gerne einmal den Alltag eines Abgeordneten kennen lernen. Auch weil ich mich immer gefragt habe, ob ich selbst einmal in die Politik gehen sollte.

In den vier Wochen meines Praktikums verabschiedete der Bundestag den zweiten Nachtragshaushalt (Corona Steuerhilfegesetz und zweite Konjunkturpaket), die Grundrente, das Tabakwerbeverbot und das Kohleausstiegsgesetz. Seit gut einem Jahr bin ich als Aktivist bei Fridays For Future. Gerade die letzte Sitzungswoche, in der die Abstimmung des umstrittenen Kohleausstiegsgesetzes der Großen Koalition anstand, war für mich eine große Herausforderung. Wir bekamen E-Mails und Anrufen von Aktivst*innen, die Lothar davon überzeugen wollten, gegen das Gesetz zu stimmen, da es zu wenig Klimaschutz bringt. Ich lernte in dieser Zeit die Konfliktlinien zwischen Realpolitik (was in der Politischen Konstellation möglich ist) und der Idealpolitik (was wir als Einzelpersonen uns wünschen) auch bei mir selber kennen.

Wie schon viele Praktikant*innen vor mir geschrieben haben, finde ich Lothars Engagement und Arbeitsmoral beeindruckend: ruhig und besonnen, im Gespräch ehrlich und offen. Ob ich jemals den Beruf eines Abgeordneten ausüben könnte, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten. Mit dem Beruf gehen eine große Verantwortung und Belastung einher. Man steht in einem ständigen Konflikt zwischen den eigenen Wünschen und den mehrheitsfähigen Kompromissen. Am Ende muss man auch noch eine Position einnehmen und Stellung beziehen.

„Leicht“ ist der Job jedenfalls nicht. Lothar und seine Mitarbeiter*innen  verwenden viel Zeit und Arbeit um alle Nachrichten von Bürger*innen aus dem Wahlkreis zu beantworten. Selten bekommen Abgeordnete Dank zugesendet, meist sind es Beschwerden, Anfragen oder Informationen von Bürger*innen oder Unternehmen. Natürlich lassen sich nicht alle Briefe zufriedenstellend beantworten. Gerade diese Perspektive des Empfängers (und eines SPD Mitglieds) einzunehmen, war für mich als Aktivist eine gute Erfahrung.

Was bleibt mir von diesem Praktikum? Eine Menge Erfahrungen und Erkenntnisse über den Job eines Abgeordneten, viele Fragen zu meinem eigenen politischen Engagement und die Erkenntnis, dass Nudossi eindeutig besser schmeckt als Nutella.

Vielen Dank an die coolen Kolleg*innen auf der Arbeit: Danke für die schöne Zeit in den letzten Wochen und die guten Gespräche gerade auch beim gemeinsamen Mittagessen.