Drei Monate durfte ich Rahmen meines Studiums ein Praktikum im Abgeordnetenbüro von Lothar Binding, MdB absolvieren.
Da ich mich intensiv mit Politik und allgemeinen Wirtschaftsthemen befasse, hatte ich schon lange den Wunsch ein Praktikum im Deutschen Bundestag durchzuführen. So bewarb ich mich bei dem Heidelberger SPD-Abgeordneten, da ich Wurzeln in Heidelberg habe und seit 2010 dort wohne. Außerdem studiere ich an der Ruprecht-Karls-Universität Geographie mit den Nebenfächern Öffentliches Recht und Volkswirtschaftslehre.
Nicht die typische Fächerkombination für ein Praktikum in diesem Haus. Doch bei genauerer Betrachtung des Studiengangs wird klar, welche Berührungspunkte bestehen. So arbeiten Geographen oftmals in öffentlichen Organisationen oder kooperieren mit diesen. Daher ist es immer vorteilhaft zu wissen, wie Gesetze zustande kommen bzw. wie politische Rahmenbedingungen zu bewerten und zu beeinflussen sind. Außerdem konnte ich während des Bachelors im Nebenfach Öffentliches Recht viel über Staats- bzw. Verfassungsrecht lernen, was ich hier im Bundestag live miterleben kann. Besonders viele Berührungspunkte mit den Tätigkeiten von Lothar hat mein Nebenfach, Volkswirtschaftslehre. Als Finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion befasst sich Lothar ausgiebig mit Themen rund um Makroökonomie. Insgesamt gibt es also viele Berührungspunkte mit meinem Studium, weshalb ich gewiss viele Erfahrungen gemacht habe, die mir in meinem späteren Berufsleben weiterhelfen werden.
Nach den drei Monaten in Lothars Büro konnte ich viel über den parlamentarischen Betrieb lernen. Die gute Betreuung der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Susanne und Lisa und die Unterstützung der Sekretärin Silke ermöglichten eine angenehme Teamarbeit. Zu jener Büroarbeit zählt vor allem die Beantwortung von Bürgerbriefen. Dazu ist das intensive Einlesen und Einarbeiten in bestimmte Sachverhalte notwendig, um die jeweiligen Anfragen kompetent beantworten zu können. Auch die Kontaktaufnahme mit den zuständigen Arbeitsgruppen oder die Internet- und Bibliotheksrecherche ist dafür notwendig. Abwechslung zum Büro-Alltag bringt das PraktikantInnenprogramm der SPD-Fraktion. Dabei wird den PraktikantInnen ermöglicht, an Führungen, Vorträgen und Diskussionsrunden in verschiedenen Ministerien teilzunehmen. Überdies durfte man mit Botschaftern Gespräche führen oder an der Bundespressekonferenz teilnehmen.
In den Sitzungswochen ist es etwas hektischer im Bundestag. Während dieser Zeit sind alle Abgeordneten des Bundestags in Berlin und machen die wesentliche parlamentarische Arbeit. Es finden Arbeitsgruppen, Ausschüsse, Fraktionssitzungen oder Plenarsitzungen statt, bei welchen man als Praktikant anwesend sein darf. Auf diese Weise konnte ich erfahren, wie Gesetze initiiert und verabschiedet werden. Außerdem realisierte ich, wie wichtig der Kontakt zu Interessensvertretungen ist. Diese lassen dem Abgeordneten viele Informationen zukommen, auf die er für seine politische Arbeit angewiesen ist. Gleichwohl müssen die Interessen aller Parteien angehört werden, damit niemand vernachlässigt wird.
Nach diesen sehr interessanten drei Monaten im Bundestag habe ich viel für mein weiteres Leben mitgenommen. Ich danke Lothar und seinem Team für die tiefen Einblicke in die Arbeit eines MdB und in die Tätigkeiten, die in einem Abgeordnetenbüro anfallen.
Werner Clödy, Juli 2015