Wie arbeitet ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages? Könnten Sie diese Frage sofort ausreichend beantworten? Ich denke, die Wenigsten können diese Frage beantworten. Bis vor ein paar Wochen hatte ich selbst ebenfalls keinen Schimmer von der Antwort.

Anlässlich meines BOGY-Praktikums hatte ich mich um einen Praktikumsplatz beworben. BOGY bedeutet übrigens „Berufsorientierung an Gymnasien“ und umfasst unter anderem ein einwöchiges Praktikum. Und damit sollte jedem klar geworden sein: ja ich bin kein Student, kein Studierter, sondern noch Schüler. Genauer gesagt besuche ich die 10. Klasse und bin kein SPD-Mitglied.

Ich komme aus Hemsbach, einer Kleinstadt nördlich von Heidelberg an der wunderschönen Bergstraße. Und da die Politik für mich einen gewissen Stellenwert besitzt und ich in seinem Wahlkreis lebe ist auch schon der Bezug zu Lothar gegeben. Mit nicht allzu großer Verwunderung musste ich übrigens feststellen, dass ich der Einzige in meiner Klassenstufe bin, der bei einem Politiker praktiziert. Dafür hörte ich von vielen Leuten etwas wie „Wow, im Bundestag. Und das in dem Alter …“

Bei meiner Bewerbung, die ursprünglich nur für das Heidelberger Büro gedacht war,  habe ich es selbst nicht für möglich gehalten im Bundestag zu landen. Wie sich dann doch herausstellte, ist genau dieser Fall eingetreten. Fast schon beiläufig wurde ich gefragt, ob ich denn nicht auch in Berlin ein Praktikum machen möchte. Um mal eine allgemeine Frage zu stellen: Wer würde dazu „NEIN“ sagen? Ich jedenfalls nicht.

So fing das Abenteuer Bundestag an, ich wurde freundlichst in das Team aufgenommen, von einer sehr sympathischen anderen Praktikantin namens Sahra durch das Haus geführt und los ging es.

Um das Thema „Lothar Binding als Mensch“ zu beleuchten, ist zu sagen, dass er eine sehr nette und kollegiale Persönlichkeit ist. Er schafft es stets entspannt und fokussiert zu sein. Als ich ihn danach fragte, sagte er „ Stress macht man sich selbst und außerdem ist er kontraproduktiv“. Er setzt seinen Humor ein wie es ihm beliebt, ist fachlich hoch kompetent und in keinster Weise visionslos und er begrüßt Praktikanten mit offenen Armen. Beispielsweise ist man bei ihm nicht der Kaffee kochende Taschenträger, sondern hat durchaus interessante Aufgaben zu erledigen. Außerdem erklärt er, auch im Gespräch mit Lobbyisten, den vorliegenden Sachverhalt.

Wenn er über das Thema Rente eine Rede hält, muss man allerdings damit rechnen, als Beispiel für die kommende Rentnergeneration dienen zu müssen. Das Wichtigste ist allerdings, dass man ihm seine nunmehr zwanzig Jahre Erfahrung im Bundestag wirklich anmerkt und er trotzdem überhaupt nicht besserwisserisch auftritt. Beispielsweise gestaltet er seine Reden stets anschaulich und nachvollziehbar, wozu alle möglichen Gegenstände zu Anschauungszwecken herhalten müssen. Dafür weiß er sehr gut mit einem Zollstock umzugehen, den er auch meistens dabei hat. Außerdem rechne ich ihm persönlich hoch an, wie engagiert er zu seinen Werten steht. Zu guter Letzt ist zu sagen, dass es gar nicht so schwer ist ein Praktikum im Bundestag zu bekommen und man keine Angst zu haben braucht. Und gerade bei Lothar Binding ist man sehr gut aufgehoben.

Und nun? Nun sind die zwei wunderbaren Wochen zu Ende, ich muss mich von Lothar, Susanne, Lisa, Steffen und Johannes verabschieden und das Abenteuer Berlin liegt hinter mir. Dazu ist zu sagen, dass auch die Stadt Berlin, seine Einwohner und Verkehrsmöglichkeiten ein wahres Erlebnis sind, gerade für jemanden der aus einem beschaulichen Städtchen mit 12 037 Einwohnern kommt. Ich bin mir sicher, dass ich sehr viel Lebenserfahrung gesammelt habe und nun die Anfangsfrage detailliert beantworten könnte.