Sozialstat-LADLothar Binding besuchte die kirchliche Sozialstation „Unterer Neckar“ e.V. in Ladenburg. Dort führte er ein Gespräch mit dem Vorstand sowie Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über die Finanzierungsstruktur von Sozialstationen. Offensichtlich gibt es in der Finanzierung der ambulanten Pflege strukturelle Verwerfungen, die sich nicht durch organisatorische oder strukturelle Maßnahmen in der jeweiligen Einrichtung beheben lassen:

Tarifsteigerungen für das Personal, preisbedingte Steigerungen der Sachkosten und Erstattungen durch die Krankenkassen sind drei nahezu unabhängige Parameter. Während die Tarife in den vergangenen Jahren um 17% gestiegen sind, wurden die Erstattungen um nur 8% angehoben, und die Sachkosten blieben unberücksichtigt. Das heißt, die Ausgaben steigen stetig schneller als die Einnahmen – ohne dass die einzelne Einrichtung die Möglichkeit hat, diesem Strukturproblem etwas entgegenzusetzen.

Eine zweite Problemlage hängt für Binding mit einer unverständlichen Erstattungspraxis zusammen: Sehr oft erstatten Krankenkassen eine vom Arzt verordnete Leistung in der Behandlungspflege Leistungsgruppe I. Kommen nun weitere höhere Leistungen hinzu, bleibt es jedoch in vielen Fällen bei der Erstattung der geringeren Leistung.

Die Tatsache, dass die Finanzierungsstruktur privater Pflegeeinrichtungen nicht zu solchen Problemen wie in den kirchlichen Einrichtungen führt, liegt Binding zufolge an den unterschiedlichen Schwerpunkten: Eine flächendeckende Pflegversorgung unter Einschluss ländlicher Räume ist strukturell nicht vergleichbar mit einer auf städtische Räume konzentrierten Versorgung. Binding führt an, „dass bei den kirchlichen Sozialstationen keine Selektion der pflegebedürftigen Kunden nach betriebswirtschaftlichen Kriterien stattfindet“.

Darüber hinaus liegt ein Kostenfaktor auch in den Verwaltungsabläufen und einer als viel zu umfangreich beschriebenen Bürokratie, beispielsweise durch zusätzliche Beweise in Form von Pflegedokumentationen.

In diesen Punkten lässt sich Einsparpotential zu Verbesserung der Pflege ableiten. Wenn sich trotz der sich daraus ableitenden Maßnahmen – die sich heut noch nicht quantifizieren lassen – weiterhin eine Finanzierungslücke ergibt, muss darüber nachgedacht werden die Unterfinanzierung in der Pflege durch eine Beitragssatzanpassung auszugleichen.